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Die Pässe-Sammeln-Tour 2007    (Schweiz-Italien-Österreich)

Was war:  Mit meinen eingefleischten Möglinger Motorradfreunden (……nein -Heizern)

A n d i                auf Ducati-Bimota        

W e r n e r        auf SUZI-Bendit 1200 

J ö r g           auf Honda-Varadero 1000

-und meiner
Wenigkeit        auf Yamaha-FAZER 1000

hatte ich in der Vergangenheit schon einige Mehrtagestouren unternommen. Siehe hierzu auch die Tour-Berichte unter „Berichte-Ausfahrten“. Dieses Jahr sollte ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gehen, wir wollten wieder einmal in die Seealpen. Warum daraus dann eine Dolomiten – Pässe-Sammeln-Tour geworden ist, seht ihr unten.

Werner hatte sich viel Mühe gegeben und Zeit geopfert und die 5 Tagesetappen bereits auf seinem nagelneuen tomtom gespeichert. Der Zeitplan war besprochen, die Route war klar.

Geplante Abfahrt:                        Mittwoch, 20.06.2007, 16:00 Uhr

Voraussichtliche Rückkehr:    Dienstag, 26.06.2007, gegen 18:00 Uhr

Planleistung:                                 2600 Km in 6 Tagen.

Im letzten Moment hatte der Wettergott sein „Veto“ eingelegt und es so richtig krachen lassen. Über den westlichen Alpen waren bis Dienstag – Abend schwere Gewitter mit Dauerregen herunter gegangen. Und auch für die Folgetage sollte das Wetter nicht besser werden. Der Start am Mittwoch war also abgesagt. Und das Vorhaben „Seealpen“ mussten wir aufgrund der dortigen Wetterlage für das Jahr 2007 begraben …..…..wirklich schade!

Eine Ausfahrt musste allerdings sein! Die Telefone zwischen Möglingen, Markgröningen und Kämpfelbach glühten von Dienstag bis Donnerstag, denn von der Wetterlage verunsichert, wussten wir nicht so recht, in welche Richtung sich eine halbwegs trockene Ausfahrt gestalten lassen würde! Am Donnerstag – Abend wurde, Dank Andis Motorradsucht (!) eine Entscheidung getroffen:

Gemäß der Wettervorhersage blieb uns als Alternative nur ein schmaler „Gut – Wetter – Streifen“ den Bodensee hinunter, in die Schweiz, nach Italien in Richtung Gardasee und über Österreich wieder zurück. Ansonsten war überall Pisswetter angesagt!  Das tomtom hat Werner mittlerweile im Griff und schnell hatte er es neu programmiert. Die Grundstrecke kannten wir bereits, aber er pflegte doch noch einige neue Pässe ein, die für die notwendige Abwechslung sorgen sollten.

Der Startschuss wurde Hals über Kopf der Freitag, 14:00 Uhr festgelegt. Da ich nicht mehr damit gerechnet hatte, dass die drei unentschlossenen „Schwaben“ sich doch noch für eine Fahrt vor Samstag entschließen konnten, hatte ich den Freitag voll verplant und fuhr den Dreien daher am Samstag – Früh auf schnellstem Weg in die Schweiz hinterher.

 

1.Tag – Freitag, 22.06.2007, gegen 15:00 Uhr (Andi, Werner, Jörg)

Um 14:00 Uhr sollte es zwar bei den Dreien losgehen, aber nachdem alles besprochen war, ging es dann um 15:00 Uhr los – Abfahrt von Möglingen in Richtung Süden. Schon am Sindelfinger Wald war der Regenkombi fällig, also rein in den Kondom. (Das geschieht den Dreien recht – hätten sie nicht bis Samstag – Früh auf mich warten können!?)

Wegstrecke:
Autobahn Stuttgart bis Kirchheim Teck – dann über Hülben – Apfelstetten – Hochberg – Ertingen – links an Bad Saulgau vorbei, nach Beuren – Daisendorf – Bodensee – Übersetzen nach Konstanz. Konstanz à Switzerland: Wil – Bütschwil – Lichtensteig

  1. Übernachtung im Cafe Engel in Lichtensteig

Das Cafe Engel liegt zentral, mitten im Ort. Die Zimmer sind einfach aber schön und sauber.

  

2. Tag – Samstag, 23.06.07

Ich hatte versprochen, um 10:00 Uhr in Lichtensteig zu sein und deshalb saß ich bereits kurz vor 07:00 Uhr auf meiner YFAZER in Richtung Schweiz. Morgens auf dem Bike unterwegs sein, wenn sich die Sonne langsam vom Horizont entfernt, die Wolken ganz langsam dem strahlend blauen Himmel Platz machen und sich der dunkle Quecksilberstreifen des Thermometers stetig in Richtung 25 Grad drückt, das ist unser Ding. Und als Schlagsahnehäubchen hast Du dann Dein Bike unterm Hintern. Ob das Ding dann von einem 2- oder 4-Takmotor bzw. von 2-, 4 oder 6-Zylindern angetrieben wird ist scheiß egal, Hauptsache die Kurbelwelle dreht sich schnell genug und der Gummi auf den Rädern ist schön griffig und wird langsam heiß. Tja, genau so entwickelte sich dieser Samstag–Morgen für mich.

Nach einer angemessenen Warmlaufphase gab ich meiner Fazer an diesem Morgen so richtig die Sporen. Sie trug mich sicher über die A8 Richtung Stuttgart, dann über die A81, Richtung Singen, Schaffhausen, Winterthur und Wil nach Lichtensteig.

Bei Stuttgart war der Himmel noch zugezogen, wie ein dunkelgrauer, faltiger Duschvorhang und es nieselte auch leicht. Schon in Höhe von Rottenburg änderte sich dieser Zustand zunehmend und ich begann Hoffnung zu schöpfen. Als ich an Singen vorbei kam, waren nur noch ein paar weiße „Strahlewolken“ am Himmel zu sehen und nur der Schweizer Zöllner hat meiner Träumerei vom guten Wetter ein Ende gesetzt.

„Haben Sie etwas anzumelden“ fragte er. Mein Gott, hat der keine Augen im Kopf? Ich war lediglich mit einem Miniaturtankrucksäckchen bepackt, was soll ich da schon anmelden.   ………………. „Nein, nichts anzumelden“.  Dann er wieder – „und wo wollen sie hin“?

O.K., dachte ich das Spiel mach ich mit!   Meine Antwort: „Zuerst mal in die Schweiz und von da aus nach Italien, Herr Zollbeamter“. Das saß!
Er wünschte mir in einem sehr freundlichen Ton eine gute Fahrt und ließ mich ziehen.

Gleich wieder Gashahn auf, aber…………….im Schwitzer Länd’le sollte man sich an die Limits halten, also bei Geschwindigkeitsbegrenzungen lieber slowly weiter.

Punkt 10:00 Uhr stand ich, wie ausgemacht direkt vor dem Restaurant-Hotel-Cafe Engel. Aber wo ich auch hinschaute, es war keiner der „holden Schwaben“ zu sehen. Dann erinnerte ich mich, dass Werner ganz beiläufig erwähnte, dass er in Richtung Wasserfluh – Klausenpass – Nesslau fahren wollte. Für mich war klar, dass die Burschen losgefahren sein mussten. Also Handy raus, kurz eine SMS abgesetzt und Vollgas weiter. Nach einigen Kilometern noch mal geschaut, ob Antwort da ist und tatsächlich, Werner, Andy und Jörg mussten gerade mal 40 Km vor mir sein. Also erhöhte ich die Drehzahl und am Klausenpass hatte ich sie eingeholt.

Im ländlich-gemütlichen „Gasthaus Sonne“ stärkten wir uns und nach einem gemütlichen Cappuccino ging es dann endlich gemeinsam und ganz heiter weiter. Allerdings kostete die 1,5 Ltr. Mineralwasser ohne Gas ganze 10 Fränklis, das war ein mächtig stolzer schwitzer Preis!

      

Bei merklich besserem Wetter machte es Spaß im Viererpulk wieder so langsam auf Touren zu kommen.

Wegstrecke:  links weg Wasserfluh, Richtung Herisau nach – Waldstadt – rechts – Zürchersmühle – Grünau – Schwägalp (1352m) – Nesslau – Ebnat-Kappel – Rickenpass (1315m) – Schänis – Näfels – Linthal – Klausenpass (1948m) – Altdorf – Sustenpass (2224m) – Grimselpass (2165m) – Furkapass (2431m) – Oberalppass (2044m) à Disentis

    

Auf dem Weg den Sustenpass hinunter, machten wir dann die Begegnung mit der dritten Art. Wir fuhren jedenfalls den Pass hinunter, wo die Straßen durch den vortägigen Regen und den dadurch verursachten Abfluss vereinzelter Rinnsale stellenweise sehr nass waren. Hinter uns hatte ich schon eine ganze Weile einen super Sound  -gesund dumpf, mit viel Druck-  wahrgenommen. Jedenfalls stand plötzlich ein flaches Rennkit in meinem Rückspiegel. Lange brauchte ich nicht zu schauen, dann zog das Ding links an mir vorbei. Mit Getöse, schnell wie ein Pfeil und so flach, dass man es kaum erkennen konnte  –   ein RCB – Seventy Seven (8-Zylinder mit 382 PS auf 830 Kg Lebendgewicht) eines Schweizer Piloten.   

Im rechts von der Straße gelegenen Biergarten trafen wir den „Racer“ und sprachen ihn auf sein Supergeschoss an. Durch die niedrige Leichtbauweise mit unheimlich breitem Radstand und mit „Walzen“, auf denen man hochkant eine Vesperplatte hätte anrichten können, liegt das Gefährt wie ein Brett auf der Straße.

     

Gegenüber einem Zweirad, mag es noch so schnell sein, hat dieser Seventy Seven zumindest in den Kurven immer Vorteile. Für diesen Spaß legte unser Schweizer Freund aber knapp 100TEuro auf den Ladentisch. Wirklich S c h i c k !  Wenn wir älter werden (….?) und keine Lust mehr aufs  Motorradfahren haben sollten (…??) könnten wir uns vorstellen, dass solch ein Gefährt auch für uns der richtige Kick würde sein können, um uns in stabile Adrenalingefilde transportieren zu können!!?? Die Pässe waren ein Traum, wirklich schön zu fahren und kein grünes Männchen oder irgendeine Fotostation hatten wir gesichtet.

Bei Segnes – Acletta schauten wir uns nach einer Übernachtungsmöglichkeit um. Auf dem Weg von Segnes nach Disentis viel uns linker Hand das Hotel*** Sax auf. Schön im grünen gelegen lud es uns zum Stopp ein. Das Hotel wird auch im „Tourenfahrer“ empfohlen. Uns hat es auch gut gefallen, wenn da nicht der etwas vermuffelte Wirt gewesen wäre!! Ich denke aber, er hatte nur „seine Tage“!?

Ausgepackt, frisch gemacht und ab zum Abendessen. Die Bedienung war superfreundlich, das Essen war gut, das Bier war noch besser und so saßen wir beim ausgiebigen Motorradfachgespräch zusammen und quatschten uns fest bis „in die Puppen“. Am nächsten Morgen gab es Frühstücksbuffet vom Feinsten. Vor allen Dingen die große Platte mit frischem Bergkäse hatte es uns angetan.

  1. Übernachtung im Hotel Sax in Disentis

Hotel*** Sax (Rolf Roost) Via Sax 1, CH – 7180 Disentis/Muster – www.hotelsax.ch

Für das Zimmer mit Frühstück hatten wir 63 CHF, also 40 € bezahlt. Wir fanden’s angemessen. Keine Garage! Die Motorräder stehen auf dem Hauseigenen Parkplatz vor oder hinter dem Haus.

 

3. Tag – Sonntag, 24.06.2007

Der Sonntag-morgendliche Ausblick vom Zimmer des Hotel*** Sax auf die Oberalp war schon grandios und mein Bikerherz schlug beim Anblick des dunkelblauen Himmels gleich höher. Bestes Sonnenwetter, angenehme Temperaturen, also ein ganz anderes Wetter, als uns der Wetterbericht angekündigt hatte. Das brachte gleich super-gute – Laune-Stimmung.

(Bild 253)

Das Frühstück tat seinen Teil dazu und bereits um 09:00 Uhr fühlten wir uns wieder affengeil, nein besser gesagt – richtig fitt für den Tag. Ich wusste nicht genau, was Werner und sein tomtom mit uns vorhatten, aber das war auch nicht so wichtig. In dieser Gegend fährt man nicht lange gerade aus. Die Kurven kommen automatisch auf dich zugeflogen und beschäftigen Gas- und Kupplungshand genau so intensiv wie den Schaltfuß.

Wir zogen jedenfalls Richtung Funs, Mendel zum Lukmanier-Pass los und es sollte ein „Bilderbuchtag“ werden. Die Strassen waren wie leergefegt und wir hatten unseren Spaß. Dieser Sonntag hatte ohne Einschränkung seinen Namen verdient!   Wir stoppten nur zum „Nötigsten“ meine Buben haben eben kleine Blasen!!), ansonsten hingen wir am Gashahn.

Wegstrecke: Nach Disenstis – Mustér rechts – Mendel – Lukmanierpass (1916m) – Bellizona – links Richtung Roveredo – Paso del san Bernardino – Splügenpass – Andallo Valtellino – Passo di San Marco – Algua – Clusone – Passo della Presolana – Isola – und kurz vor dem Passo di Croce Domini  liegt rechts untenà Prestine

 

Gegen 18:00 Uhr fragten wir uns, wo wir wohl nächtigen könnten. Weit und breit nichts Adäquates in Sicht und so langsam rebellierte mein Magen. Jeder in meinem Freundeskreis weiß, dass ich zum Tier werden kann, wenn ich hungern muss!? In unserer Tourenfahrer-Empfehlung hatten wir gelesen, dass direkt nach Bormio auf dem Weg zum „Passo di Crocedomini“ ein, als sehr schön beschriebenes Motorradhotel, liegen musste, doch das war auch mit tomtom nicht zu finden.

Kurz entschlossen fragten wir am Wegesrand und folgten der eifrigen Händesprache eines Italieners. 2Km zurück, dann links in den Ort, dort ist ein Hotel ausgeschildert. Als wir vor dem parkähnlichen Eingang der empfohlenen Herberge standen, erkannten wir das Bild auf unserer Tourenfahrer – Empfehlung – unser Wunschhotel. Das Hotel*** Oasi Verde wird von Familie Tottoli geführt und ist eine absolute Empfehlung für jeden Biker, der in der Lombardei Halt machen möchte. Mario, das Oberhaupt der Familie hat uns abends persönlich betreut. Unterstützt wird er von seiner Frau, seiner Tochter (Service) und seinen 3 Söhnen (Küche).

     

Die Zimmer sind konsequent eingerichtet, mit Duschbad/WC, TV und Telefon. Das Haus an sich verfügt über ein Restaurant, eine Bar und einen Außenpool zur freien Verfügung. Das alles ist umsäumt von einem wunderschönen Garten. Unterstellplätze für die Bikes fehlen ebenso wenig wie ein Waschplatz und Werkzeug (falls es dann wirklich notwendig werden sollte). Die Söhne fahren selbst und haben massenweise Tourentipps, die direkt in die bergige Umgebung führen, für Tagestrips also hervorragend geeignet.

 

  1. Übernachtung im Hotel Oase Verde in Prestine     …….für uns ein ****Sterne-Haus!!

Hotel Oase Verde, (Mario Tottoli)  Via die Tornanti 4, I-25040 Prestine,  www.hoteloasiverde.it

Das Doppelzimmer mit Dusche/WC und Frühstück kostet 40 € / Person nebst Garage.

Wir waren begeistert, verstauten unsere heiß gefahrenen Kisten auf dem Biker – Abstellplatz – natürlich überdacht und gut gesichert. Abends wird das Haupttor verschlossen und ein Bullterrier wacht über das Park-Gelände!!

Ungeduscht konnten wir an diesem Tag nicht zum Essen, denn wir hatten den ganzen Tag ein buchstäbliches „Bilderbuchwetter“, also zwischen 28 – 32 Grad und waren regelrecht nass geschwitzt. Erstmal rausgepellt aus dem Leder und runter unter die Dusche und dann geradewegs zum Essen. Schon beim Bestellen hatten wir den ersten Spaß. Der Kellner namens Roberto nahm es leicht und war gleich auf unserem Level!! Ebenso die sehr adrette Silvana, die uns jeden Wunsch vom Mund ablas (von lesen – nicht blasen!). Wir saßen also mit Mario und ließen uns die ganze Entwicklung seiner „Oase der Ruhe“ erläutern.

   

Er restaurierte das Hotel vor 4 Jahren (also 2003) und erweiterte den wunderschönen Gartenbereich um den großen Swimmingpool. Im Garten selbst haben er und seine Frau viele kleine Details versteckt, die sie liebevoll angeordnet haben. Ob das die Kerzen im Eingangsbereich, oder die eisernen am Rand angeordneten Tischchen sind. Eine wunderschöne Blumenvielfalt, Überall das Richtige am rechten Fleck. Man findet immer wieder eine Überraschung, ein kleines Fleckchen Grün mit einem extravaganten Blumengesteck, etc., etc., etc., einfach schön……

Vor 3 Jahren hat er dann, um das Geschäft zu beleben, Kontakt mit der Zeitschrift „Tourenfahrer“ aufgenommen und seither hat er mehr Gäste im Haus, vor allem auch in der Nebensaison. Das konnten wir gut nachvollziehen, denn wem es hier nicht gefällt, der findet auch anderswo nichts!!

Der Abend entwickelte sich, der Weißwein floss und Mario setzte noch das ein oder andere Gläschen „oben drauf“! Erst einmal ein Ramazotti und dann noch ein vorzüglicher Grapa – das war noch lange nicht alles!! Natürlich blieb es nicht bei einer Flasche des kühlen Weißweines und wir becherten bis einer von uns auf die Idee kam, uns nicht nur von innen, sondern auch von außen etwas Nasses zu gönnen. Also, ging es gegen 23:30 Uhr noch zum beleuchteten Außenpool. Auch unsere Tischnachbarn begleiteten uns und wollten noch baden gehen. Außer Werner, der hatte den Kopf behalten und meldete sich ins Bett ab. Die letzte Flasche Wein wurde dann am Poolrand gelehrt. Das war ein Abend, den wir sicher nicht so schnell vergessen werden, vor allem unser Bimota – Andi nicht, oder?????

Auf diesem Weg möchten wir uns noch einmal bei Mario und seiner Crew für den schönen Abend und vor allem für die gute Betreuung ganz herzlich bedanken. Wir können sicher sagen: „Die 4 verrückten alten Biker aus Old Germania kommen wieder, …..versprochen!!

 

4. Tag – Montag, 25.06.2007

An diesem Morgen wollten (!) wir in Richtung Gardasee weiter. Als der Morgen da und das Frühstück eingenommen war, waren die meisten von uns fitt. Nicht so unser Bimota – Andi. Er quälte sich zum Frühstück, brutzelte für uns dann großzügig die Spiegeleier, um sich dann kurz danach entschlossen in sich zu kehren! Was war geschehen?

   

Das ausgelassene Einkippen dieses weißen, italienischen Rebensaftes, an dem heiteren Vorabend hatte bei unserem Andi ins Kontor geschlagen und dort tiefe Krater hinterlassen, die sich allerdings nicht sichtbar z.B. im Reifenprofil, sondern an diesem wunderschön sonnigen Morgen für ihn spürbar, direkt unter der Schädeldecke eingefräst hatten. Er klagte ganz einfach über ungeheuerliche Kopfschmerzen und war sich auch nicht mehr ganz klar darüber, ob man ein Motorrad fahren oder nur schieben sollte!!

Da ist guter Rat teuer und zeitaufwendig! Nachdem wir drei unser Urteil abgegeben hatten, verordneten wir ihm ganz einfach einen Liegestuhl und viel Cola. Um 12:00 Uhr war er dann wieder soweit ansprechbar. Wir Drei beobachteten genüsslich, wie er sich auf seine Bimota begab, noch etwas zittrig, aber immerhin setzte er sich richtig herum drauf. Die ersten Kurven wurde er noch „begleitet“, zwei vor und einer hinter ihm. Das gab sich aber dann bald und spätestens nach dem ersten STOP, so gegen 15:30 Uhr nördlich des Gardasees, wo er bereits wieder feste Nahrung zu sich nahm, war er wieder der „Alte“.

   

WEGSTRECKE: Passo di Croce Domini – Bagolino – Idro See – Riva del Garda – Tenno – Stenico – Spiazzo – Carlo Magno – Mezzana – Passo del Tonale – Passo del Gavia – St. Antonio.

Letzte Übernachtung haben wir direkt auf einem Hochplateau, in St. Antonio, genommen.

 

4. Übernachtung in der Pension Albergo Castello **

I-23030 Valfurva, Via S. Antonio 78, Tel. 0039 0342/945709, info@castellovalfurva.com

Das Doppelzimmer mit Dusche/WC und Halbpension kostete uns ganze 39 € / Person. Unsere „Kisten“ haben wir im Hinterhof sicher untergestellt.

Eine gemütliche kleine Pension, mit familiärer Atmosphäre, schöne Zimmer mit sehr schönem Badezimmer, direkt neben einem rauschenden Alpbach. Und zum Abendessen ließen wir uns wieder (unser Andi etwas weniger) einen kühlen Weißwein servieren.  ……P r a v i s i m o !! Einen schwarzen Fleck hatte allerdings dieser Aufenthalt für unseren Jörg! …………..er hat nach Schwabenmanier seine Geldbörse unter dem Kopfkissen liegen lassen!!!!!!!!?

 

5. Tag – Dienstag, 26.06.2007

Von Valfurva aus, traten wir Punkt 09:00 Uhr gespornt und gesattelt den Weg in Richtung Heimat an. Bis dahin warteten allerdings noch einige wunderschön gezirkelte Kurven auf uns, an denen wir uns noch austoben wollten.

Beeindruckend ist die Auffahrt zum Umbrail-Pass. Rechts ein riesiger Stausee und mitten drin ein Hotel, das herausragt wie ein altes Bollwerk. Sehr Eindrucksvoll.

 

Von Italien kommend fuhren wir vom Umbrail – Pass hinunter in die Schweiz hinein. Achtung, der Pass ist zwar schön, aber für übertriebene Vollgasfahrten keinesfalls geeignet. Die Schweizer haben hier (ich nehme an gezielt) einen Abschnitt von  ca. 2 Km unasphaltiert belassen. Und genau in diesem Abschnitt stießen wir auf einen Hubschrauber der Schweizer Grenzwacht, bestückt mir 4 „Grenzern“, die eine Straßensperre aufgestellt hatten und Passkontrollen durchführten. Ich konnte es nicht glauben, aber genau das war ihr Ziel. Sie winkten uns alle Vier heraus und überprüften ganz freundlich unsere Papiere.

Erste Frage: Wo kommen sie her?

Unsere Antwort: …aus Italien!

Zweite Frage: Ja, das kann ja wohl nicht anders sein, odd’rr; ich meine von wo kommen Sie?

Antwort: ..aus Deutschland und jetzt kommen wir gerade von Valfurva – St. Antonio.

Dritte Frage: ..dann sind sie in Urlaub?

Antwort:      Ja, das sind wir.

Der Grenzer weiter: …….Ja dann, weiterhin eine gute Fahrt!!

Aus dieser Gegebenheit schlossen wir, dass es in der Schweiz doch noch zünftig und gemütlich zugeht! Welches andere Land könnte sich den Luxus leisten, einen Hubschrauber mit 4 hochkarätigen Grenzern auf einen „Straßenstrich“ mitten in der Pampa zu schicken, bei dem ein stündliches Prüfaufkommen von höchstens 10 Fahrzeugen / täglich zu erwarten ist. Dann ging es am Idro See und direkt danach am Ledro See vorbei in Richtung Garda. Man hat den Eindruck, dass sich diese beiden gemütlichen Gewässer geradezu zum Schlummerschlaf in die Berglandschaft hineingelegt haben und sich dort unheimlich wohl fühlen.

Auf jeden Fall standen wir mit einem Schlag in Garda. Da wollten wir doch gar nicht rein, denn gemäß der vorgegebenen Route hätten wir Garda nur streifen dürfen. Vom Bagolino kommend, wollten wir bei dieser Hitze gleich weiter in das sich dort öffnende Tennotal. Die Unklarheiten nutzten wir für eine kurze Tankpause, dann hatte Werner’s tomtom die Orientierung wieder gefunden.

Also so schnell als nur möglich wieder raus aus dem Riva del Garda – Getümmel und hinein in die sonnengeschützte Berglandschaft. In Richtung Tenno – Ballino kommt rechts ein glasklar grüner Stausee, der Tenno See. So etwas bekommt man selten unter die Augen. Die sich dort hoch schlängelnde Bergstrasse führt direkt oberhalb des Sees vorbei. Von oben herunter kann man dann das smaragdgrüne, fast türkisfarbene Wasser bewundern. Übrigens ist der Ausblick auf den Gardasee von hier oben traumhaft, aber wer schon die Zeit, bei Tempo 80 – 130 km/h hinter sich zu schauen!??

Dann kam Kohldampf auf! Der Magen knurrte und quakte, also war Essen fassen angesagt. Wir hielten an einer direkt an der Straße gelegenen kleinen Kneipe. Belegte Brötchen und ein Glas Wasser (?) reichten aus. Das Wetter war herrlich und wir streckten für ein paar Minuten die Füße unter die runden Biertische. Gut gestärkt fuhren wir dann nach einer Stunde weiter in Richtung Reschenpass. In unserem Reschen – Pass – Stamm – Restaurant gönnten wir uns noch einen echten italienischen Cappuccino mit einem Apfelstrudel (ohne Sahne!??), bevor wir uns aus Italien verabschiedeten.

 

Dann direkt am Reschen noch schnell getankt und weiter……….……..dachten wir!?  Aber hier stellte Jörg den Verlust seines allzu sehr geliebten Brustbeutels fest, in dem noch ca. 300Euro schliefen! Er war nicht mehr da und die Kohle natürlich auch nicht! Aber wo sollte er sein, wenn nicht an Jörgs Brust?????

…………….…………..aaaaaaaaaaahhhhhh,,,,,,es viel ihm wieder ein!!! Er hatte ihn in Valfurva im Albergo Castello unter’m Kopfkissen liegen lassen. Ach du liebe Scheiße, dachte ich – das ist doch typisch für den Schwoob, dessen Job es ist, auf’s Geld aufzupassen!

      

Kurz angerufen und festgestellt dass es doch noch genau da lag, wo er es gebunkert hatte. Vier Tage später kam der Brief mit dem Geld. Da kann man sehen, dass es auch im Ausland ehrliche Menschen gibt. Ob das in Deutschland so abgelaufen wäre?????  Dieses Theater war nach 90 Minuten überstanden, dann aber nix wie los! Wir hatten den Reschen schon fast hinter uns, waren also fast ganz unten angekommen, als wir auf tausende Rennradfahrer trafen, die uns zur Schneckengangart zwangen. Es war kein Vorbeikommen! Nach einer 1/4 Stunde war der Spuk Gott sei Dank auch vorbei. Wir hatten die Radler hinter uns gebracht.

Nach dem Hahntennjoch bekamen wir doch noch einmal Lust auf Süßes! In Elmen fuhren wir rechts raus, um einen Cafe zu trinken. Dann ging es weiter in Richtung Tannheim, Oberjoch. Das mussten wir noch mitnehmen, aber das Wetter gönnte es uns die Kurverei nicht. Schon bei der Anfahrt in das Kurvengetümmel fing es an zu tröpfeln und nur wenig später zu gießen!! Regenkombis waren Pflicht. Also schnell raus und drüber gestreift. Und dann war uns das Hahntennjoch egal, wir ließen es links liegen und verzogen uns auf Landstraße in Richtung Autobahn àKempten, Ulm, Stuttgart. Kaum rechts abgebogen war der Regenspuk zu Ende und bis vor die Haustür hatte der Wettergott ein Einsehen mit uns.

 

Was uns sonst noch aufgefallen ist?

Für die Fahrt durch die Alpen, ob Schweiz, Österreich oder Italien, können wir nur jedem Biker ans Herz legen, innerhalb geschlossener Ortschaften die Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten  – na ja plus 10% geht da vielleicht gerade noch. Diese Verhaltensweise empfiehlt sich auch auf viel befahrenen Landstraßen. Auf Landstraßen, die sich abgelegen dahin ziehen, kann man schon mal mehr Gas geben.

Auf den Pässen haben wir nie Polizei gesehen, auf den teuer bemauteten Pässen schon gar nicht. Im Gegenteil, dort hatten wir den Eindruck, dass diese Straßen als „Rennstrecken“ freigegeben sind! Ansonsten hielten wir uns in der Schweiz sehr mit der Gashand zurück. In Österreich wird immer mehr kontrolliert und vor allem mit Handpistolen „gemessen“ – also verschärfte und weitsichtige Vorsicht ist dort geboten.

In Italien ist der Staat wohl auch auf die harten Biker – Euros angewiesen, denn im einstigen Schlaraffenland der Soundtüten und Vollgasstrecken, wird es zusehends leiser bzw. langsamer. Wir hatten bisher zwar nur eine „Feindberührung“, aber dass die „Blaufräcke“ uns wegen der (selbstverständlich TÜV-abgenommenen) Auspuffanlagen anhielten, hat uns sprachlos gemacht! Ansonsten fahren die Einheimischen weiterhin gnadenlos, mit fast hinten anstehendem Gasgriff durch die geschlossenen Ortschaften. Dass bei dieser Fahrweise nichts passiert, verblüfft uns immer wieder. Und nur die Italiener selbst haben dort einen Freibrief!

Kommt man dann nach Old Germany erkennt jeder sofort eine ganz andere Welt. Hier herrscht Ordnung!!!!? Die Straßen sind freier, sauberer und noch viel „überwachter“! Grünlinge mit Pistolen, denen es Spaß macht, die Geschwindigkeit der Verkehrsteilnehmer zu testen, oder fest installierte Radarinspekteure die an vielen Ortsaus- und -einfahrten stehen. Hier im Land ist eben Disziplin angesagt und wer sich daran nicht hält, muss großvolumig in den Geldbeutel greifen! Wer sich auf der Strecke nicht auskennt und weiß, wo die gnadenlose Gefahr droht, sollte sich also eher vorsichtiger und mit geduckter Haltung seinem Ziel nähern. Denn, ….der Weg ist unser Ziel und das wird bei uns immer noch von der Gashand bestimmt!

 

Unser Fazit:  Wir hatten 1.870 Km abgespult und uns wieder einmal pudelwohl gefühlt. Und jedem von uns haben „unsere“ 5 Tage wieder riesigen Spaß gemacht. Kein Wunder, Vier mit dem gleichen Fahrstil, der gleichen Einstellung, den tiefgründigen Beiträgen in den Benzingesprächen und über das weibliche Geschlecht abends beim kühlen Bier oder einem guten Glas Wein, die kann nur eines treiben: Männerfreundschaft – ein Mann, ein Wort – Vier Biker!

Da spielt es keine Rolle, ob der eine durchgeknallt, der andere total verrückt, oder ob der Dritte und Vierte eine, oder mehrere an der Waffel haben!!

Na klar, „wir Vier von der Tankstelle“ fahren nun schon das X’te mal zusammen auf unsere jährliche Tour und wir kennen unsere Stärken (!???).

………………..und wir freuen uns heute schon auf die nächsten Jahre – dann ist ggf. Ralf wieder dabei und es geht wieder in die Pyrenäen – von Narbonne bis an den Atlantik und zurück, hoffentlich!

Und in 2009 sind dann endlich die Seealpen dran, falls das Wetter mitspielt!!!!

2021-012-08 / JR

Biker No.

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